Das Konzept Petrographie - Stein-Zeit in der Kunst
Das Konzept „Petrographie – Stein-Zeit in der Kunst“ geht davon aus, dass wissenschaftliche Forschung auf der einen Seite und die zeitgenössische Kunst auf der anderen als sich ergänzende Zugangs- und Sichtweisen betrachtet werden müssen. Wissenschaft und Kunst werden also nicht als Gegensätze, sondern als Einheit oder Symbiose gesehen. Durch diese Art der Synergie versuchen die beiden Schönbergs ihr Kunstprojekt zu verwirklichen und der Öffentlichkeit zu präsentieren.Der wissenschaftliche Anteil
Ein Gesteinsdünnschliff hat eine Fläche von ca. 7 cm2 und eine Dicke von 0,003 cm, damit ein Volumen von 0,021 cm3. Polarisationsmikroskope sind Vergrößerungsinstrumente spezieller Art. Mit diesem Gerät können auf schnellem Wege Minerale identifiziert und ihre chemische Zusammensetzung annähernd bestimmt werden. Unter dem Polarisationsmikroskop entstehen Farbeffekte, die den Gemälden ihre besondere Note geben. Die Wissenschaft nennt diese Farben: Interferenz-Farben. Mit Hilfe dieser Farben ist der Geologe nun in der Lage jedes einzelne Mineralkorn zu bestimmen. Dabei ist es völlig egal, ob es sich um ein Quarzkorn, einen Granat oder um einen Glimmer handelt. Neben der Mineralbestimmung kann der Wissenschaftler im Dünnschliff auch auf Ereignisse in der Erdgeschichte schließen. Manchmal kann man an Mineralkörnern seltsame Beobachtungen machen, als ob sie in der Gesteinsmasse schwimmen und sich aufgrund der Schwerkraft drehen. Oft sind Körner durch mysteriöse Kräfte zerrissen. Diese Bewegungen und geologische Naturkatastrophen fanden vor Millionen von Jahren statt und sind heute Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Aber nicht alle Gesteine haben automatisch diese Farbenpracht unter dem Mikroskop. Nur der Geologe kennt die Mittel und Wege, um durch eine gezielte Probennahme, das richtige Gestein mit der notwendigen Mineralzusammensetzung dem Künstler zur Verfügung zu stellen.
Der künstlerische Anteil
Dem Künstler stehen nach Abschluss der wissenschaftlichen Arbeiten eine Vielzahl von Motiven zur Verfügung. Auf einer Fläche von 7 cm2 findet er Hunderte von Ansichten, die er nun auf die Leinwand übertragen kann. Jeder Ausschnitt ist einmalig. Jedes Korn verschieden. Die Farbenpracht unendlich. Der Künstler hat nun die Qual der Wahl. Manchmal entscheidet er sich für ein Mineral, welches dem Portrait eines Menschen ähnlich sieht. Manchmal sieht er gelbe Schmetterlinge in einer grauen Ansammlung von Quarzkörnern oder das bunte Laub eines herbstlichen Mischwaldes. Der künstlerische Prozess nimmt jetzt keine Rücksicht mehr auf wissenschaftliche Ergebnisse. Farben werden übernommen oder dem subjektiven Farbsinn des Künstlers unterworfen und völlig anders wiedergegeben. Mineralformen werden in ihrer sowieso schon vorhanden Abstraktheit noch weiter vereinfacht und manchmal bis zur Unkenntlichkeit verändert.
Das Ergebnis ist ein Zyklus von abstrakten Gemälden, die die Geologie und Mineralogie einer Region repräsentieren. Es handelt sich dabei um die künstlerische Interpretation einer Mineralogie, die jeder Mensch mit bloßem Auge nie entdecken könnte. Die Synergie von Wissenschaft und Kunst macht es möglich.